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Übersicht "Carlos Corner"
Zur Umfrage bezüglich des Trainerverhaltens
Anmerkungen von Carlo Schulz
Nachdem nun die 1000. Stimme abgegeben wurde,
halte ich es für angebracht, das Ergebnis zu kommentieren:
5,6 % haben gute Erfahrungen, 39,3 % halten alles im Großen
und Ganzen für o.k., 21,8 % bezeichnen das Trainerverhalten
als mehr unfreundlich, 33,3 % beklagen ständige Meckerei.
44,9 % der Befragten sind demnach zufrieden, 55,1
% dagegen mehr oder weniger unzufrieden.
ALLE am Spiel Beteiligten sollten fair miteinander
umgehen. Natürlich auch mit dem Sekretär/Zeitnehmer
und dem Schiedsrichter.
Ich denke, dieses Befragungsergebnis spiegelt die Realität
in den Hallen recht gut wider und zeigt auf, dass es in
der Begegnung von TrainerInnen und SchiedsrichterInnen Probleme
gibt, die ich im Folgenden aus meiner persönlichen
Sicht analysieren möchte. Dies geschieht in der Absicht,
gegenseitiges Verständnis zu wecken und die Probleme
zu reduzieren.
Unterschiedliche Interessen?!
Die TrainerInnen haben das Interesse am Erfolg ihrer Mannschaften.
Sie versuchen für diesen Erfolg zu arbeiten. Werden
sie für ihre Arbeit bezahlt, tritt zusätzlich
das Interesse daran hinzu, den Job zu behalten und durch
Meisterschaften/Aufstiege die Bezahlung zu verbessern. Dies
verstärkt die Tendenz dazu, den Erfolg mit allen Mitteln
anzustreben.
Die SchiedsrichterInnen haben das Interesse, die Regeln
durchzusetzen. Sie wissen, dass ihnen dabei Fehler passieren,
sind jedoch bemüht, dass diese Fehler sich nicht Spiel
entscheidend auswirken.
Unterschiedliche Ausbildung!
Die TrainerInnen gehen ihre Ausbildung bewusst an. Sie
wissen, dass sie eine Aufgabe übernehmen, die Verantwortung
mit sich bringt. Ihre entscheidenden Partner sind Vereinsvorstände/ManagerInnen,
denen sie Saison für Saison Rechenschaft ablegen müssen.
Die SchiedsrichterInnen gehen mehrheitlich deshalb in die
Ausbildung, weil sie Gutes für ihre Vereine tun möchten
bzw. nicht nein sagen können. Spätestens in ihren
ersten Spielen im Rahmen der zweiten Ausbildungsphase machen
sie die Erfahrung, dass ihre Leistung nur selten allseitig
anerkannt wird.
Unterschiedliche Bezahlung!
Im Durchschnitt werden die TrainerInnen besser bezahlt
als die SchiedsrichterInnen; diese Spanne wird mit jeder
Spielklasse nach oben größer.
Die SchiedsrichterInnen werden zwar ebenfalls progressiv
besser entschädigt, doch stehen die Bezahlungen bis
einschließlich der Regionalligen in keinem Verhältnis
zu den Einnahmen von allen Akteuren auf und neben dem Spielfeld.
Angesichts der größer geschnittenen Bezirke
und der nur unwesentlich erhöhten Spielleitungsentschädigung
(Steigerung um ganze 2 Euro!) bestimmt dieses Missverhältnis
das Geschehen vor allem in den Jugend- und Bezirksklassen.
Unterschiedliche Regelkenntnis!
Die Zeiten, in denen TrainerInnen auch eine Schiri-Prüfung
ablegen mussten, sind vorbei. Gegenwärtig weisen sie
in der Ausbildung ihre Regelkenntnis durch das Ausfüllen
eines Regeltests nach. Von Regeländerungen erfahren
sie eher zufällig aus der Presse oder von SchiedsrichterInnen,
die ihren Vereinen angehören.
Die SchiedsrichterInnen müssen sich sehr viel intensiver
mit den Regeln und deren Auslegung befassen, denn profunde
Regelkenntnis ist die Basis ihrer Arbeit. In Pflichtveranstaltungen
werden sie fortlaufend über Neuerungen informiert und
zu bestimmten Schwerpunkten geschult. Meistens gehören
auch Regeltests zu diesen Pflichtveranstaltungen.
Unterschiedliche Sichtweisen!
Während man in den Vereinen die Notwendigkeit von
Investitionen in die Trainerausbildung längst erkannt
hat und hierfür erhebliche Mittel einsetzt, halten
sich die Investitionen in Schiedsrichter in Grenzen. Ohne
die von den Verbänden auferlegten Standards bewegte
sich das Interesse an den Unparteiischen bei null.
Die SchiedsrichterInnen sind in Vereinen und Verbänden
das berühmte fünfte Rad am Wagen. Sie werden überwiegend
als notwendiges Übel betrachtet.
Unterschiedliche Darstellung in den Medien!
Die Technik der Medien bringt es mit sich, dass beinahe
jede Entscheidung der SchiedsrichterInnen optisch und akustisch
auf ihre Richtigkeit überprüft wird. Fehler von
SpielerInnen und TrainerInnen dagegen werden seltener dargestellt,
wobei die TorhüterInnen eine Ausnahme sind. Ein Spieler/eine
Spielerin etwa, der/die während des Spiels mehrere
Großchancen versiebt, wird dann zum Star, wenn er/sie
den entscheidenden Siegtreffer erzielt.
Diese Fakten bewirken bei der Öffentlichkeit die Tendenz
zur besonderen Beobachtung der Unparteiischen.
Unterschiedliche Fans!
Die Fans werden von den Vereinen inzwischen als wichtiger
Bestandteil für den Erfolg wahrgenommen und dementsprechend
„gepflegt“. Ihre Zuneigung gehört den SpielerInnen
und TrainerInnen, ihr Ziel ist es, den Erfolg ihrer Mannschaft
mit allen Mitteln herbeizuführen.
Opfer dieser Bestrebungen sind häufig die SchiedsrichterInnen,
die man gezielt zu beeinflussen versucht.
Von Fanclubs für SchiedsrichterInnen ist mir nichts
bekannt. Eine Identifikation mit ihnen findet gelegentlich
nur dann statt, wenn sie als Deutsche bei internationalen
Spielen aktiv sind.
Fazit
Das Verhältnis zwischen TrainerInnen und SchiedsrichterInnen
ist aus vielerlei Gründen belastet. Eine deutliche
Verbesserung dieses gestörten Verhältnisses wird
nur dann möglich sein, wenn