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Berichte/Das muss mal gesagt werden

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05.11.06 - Ein Bericht von Lars Kimpel
Der jährliche Krampf – oder: gut geschummelt ist halb bestanden
Die jährliche Prüfung der Handballschiedsrichter – Soll- und Ist-Zustand


Schummeln ist beim 2400m-Lauf schon schwieriger ...

Ab einer bestimmten Klasse müssen Handballschiedsrichter jährlich einen Test absolvieren, der aus einem theoretischen („Regeltest“) und einem praktischen Teil („Lauftest“) besteht.
Welche Ziele damit verfolgt werden, ist klar: Physische und psychische Fitness. Die Spreu soll vom Weizen bzw. die regelfesten und fitten von den regelunsicheren und „unfitten“ getrennt werden. Außerdem kann der Test „förderungswürdige“ Schiedsrichter/Gespanne zu Tage fördern. Schiedsrichter, die den theoretischen und praktischen Teil mit Bravour meistern.
Schiedsrichter, die hingegen den theoretischen und/oder praktischen Teil nicht bestehen, dürfen die nächste Saison nicht pfeifen (wird auf jeden Fall immer vom Schiedsrichterwart behauptet).
Soweit so gut. Aber wie sieht das genau in der Praxis aus?

Theoretische Prüfung

Hier müssen 30 Regelfragen aus einem Fragenkatalog von ca. 330 Fragen in 45 Minuten unter Klausurbedingungen (Unterhaltungen und Abgucken sind verboten) beantwortet werden. Der Fragenkatalog ist keine geheime Verschlusssache, so dass jeder Schiedsrichter sich diesen besorgen (z.B. auf handballschiri.com unter „Downloads“) kann und somit eine intensive Vorbereitung auf den Test möglich ist.

In der Praxis kann man ganz und gar nicht von Klausurbedingungen sprechen. Einige Schiedsrichter unterhalten sich und diskutieren die Antworten. Die Schiedsrichter, die sich konzentrieren möchten, werden immens gestört und teilweise noch durch unqualifizierte Bemerkungen irritiert. Unterbunden werden diese Störfaktoren von den Prüfern ganz und gar nicht und Schiedsrichter, die sich nicht auf die Prüfung vorbereiten haben, kommen durch Fragen und Abgucken doch irgendwie durch.

Praktische Prüfung

Grundsätzlich müssen die Schiedsrichter einen Lauftest absolvieren, bei dem 2400m in oder unter 12 min gelaufen werden müssen. Dieser Test basiert auf dem „Cooper-Test“, bei dem geschaut wird wie viel Meter der Läufer in 12 min schafft.

Hier gibt es aber noch ein paar sinnvolle Ausnahmen

  • Je nach Alter bekommt man einen Zeitbonus
  • Schiedsrichter unterer Kader können die 2400m auch in 13 min laufen
  • Für untere Kader kann auch der alternativ angebotene Jo-Jo-Test gelaufen werden.

Der Jo-Jo-Test ist ein in der Sporthalle aufgebauter Parcours, der vorwärts, seitwärts und rückwärts gelaufen absolviert werden muss und somit den Bewegungen eines Schiedsrichters während des Spiels ziemlich nah kommt.


 

Der Parcours wird mit Fähnchen aufgebaut, welche umlaufen werden müssen. Einige Schiedsrichter kürzen aber gerne mal ab, in dem sie nicht außen am Fähnchen vorbeilaufen sondern innen. So spart jedes Mal ein paar Meter und das summiert sich ganz schön.
Beliebt ist auch Bahnen nicht komplett zu laufen. Das spart ja auch wieder jede Menge Meter und vor allen Dingen Zeit.
Eine Kontrolle bzw. Unterbindung der „Prüfer“ gibt es natürlich auch wieder nicht.
Mehr noch: Hat ein Schiedsrichter die benötigte Zeit nicht geschafft (egal ob geschummelt oder nicht), dann wird halt eine entsprechende Zeit aufgeschrieben.
Oft wird der Jo-Jo-Test belächelt, weil ihn „ja eh jeder besteht“. Angeblich kann man ihn – im Gegensatz zum 2400m-Lauf – ohne Vorbereitung bestehen. Ich bin aber der Meinung, dass eine Vorbereitung notwendig ist; auf jeden Fall, wenn man den Test korrekt läuft.

Fazit

Die Schiedsrichter, die sich auf den Test vorbereiten, und diesen auch ohne Probleme bestehen, kommen sich veräppelt vor und sehen, dass es auch ohne Vorbereitung geht. Dies führt dazu, dass die Motivation für die Vorbereitung sinkt, weil man ja sowieso irgendwie durchkommt.
Auch Schiedsrichter, die den Lauftest nicht bestanden haben, werden in der Regel ganz normal eingesetzt (auch wenn gesagt wurde, dass Schiedsrichter nicht eingesetzt werden, solange der Lauftest nicht erfolgreich absolviert wurde).
Spätestens im Spiel wird sich aber die mangelnde Regelkenntnis und die körperliche (Nicht-)Leistungsfähigkeit („Konzentration kommt von Kondition“) zeigen und zu Fehlentscheidungen führen!

Verbesserungsmöglichkeiten

Durch folgende einfache Maßnahmen könnte man schon einige der schwarzen Schafe aussortieren bzw. dazu bringen sich besser vorzubereiten und gleichzeitig die Motivation

  • Schärfere Kontrolle beim theoretischen und praktischen Test (echte Prüfungsbedingungen herstellen)
  • Härteres Durchgreifen (d.h. wer schummelt, hat den Test nicht bestanden bzw. wer den praktischen Test nicht besteht, pfeift solange nicht, bis er den Test bestanden hat!)
  • Höhere Gewichtung der Tests bei der Beurteilung für Auf- oder Abstieg. Theoretischer und praktischer Test sind derzeit bei der "Auf- oder Abstiegsformel" ganz gering gewichtet. Eine höhere Gewichtung könnte auch die Motivation aller Schiedsrichter erhöhen.