13.02.06
Quo vadis HHV? - Gedanken von Thorsten
Steeger
Neulich war wieder mal einer dieser Tage, an denen ich
mir die Frage stellen musste, warum ich jemals meine Meinung
zu bestimmten Themen geäußert habe.
Immer öfter bekomme ich den Satz zu hören, dass
wir im Bezirk Giessen ein Problem mit den Schiedsrichtern
haben. Vorbei die Zeiten zu denen Schiedsrichter aus Gießen
zum Bundesligakader gehörten; vorbei die Zeiten zu
denen sich junge Schiedsrichter in der Ober- oder gar Regionalliga
etablieren konnten.
Aber diese Probleme liegen keinesfalls an der Qualität
oder an dem Willen der einzelnen Schiedsrichter, wie es
gerne problemabschwächend behauptet wird. Vielmehr
sind die Strukturen und die Zusammenarbeit innerhalb des
Verbandes grauenhaft. Ich möchte dies am Beispiel des
Beobachtungswesens einmal festmachen.
Schiedsrichterneulinge müssen zunächst einmal
während ihrer ersten fünf Spielen von einem „erfahrenen“
Schiedsrichterkollegen begleitet und betreut werden. Erst
dann erhalten sie ihren Schiedsrichterausweis. Der Gedanke
ist durchaus positiv, neue Schiedsrichter mit Rat und Tat
zur Seite zu stehen. Was jedoch danach kommt ist absolute
Leere. Wenn man jedoch diese Zeit einigermaßen überstanden
hat und sich Gedanken darüber macht im Gespann zu pfeifen,
hat man wieder für einige Zeit das Gefühl nicht
alleine zu sein. Denn genau in dieser Zeit ist der Bezirk
Giessen sehr fleißig und beobachtet und unterstützt
seine Gespanne nach Kräften. Dieses elterliche Prozedere
kann sogar zum Teil so intensiv sein, dass einzelne Gespanne
während einer Saison bei fast allen Spielen einen elterlichen
Rat, sprich eine Beobachtung bekommen. Ist das Gespann dann
artig gewesen, wird es in die weite Welt des HHV übergeben.
Wer sich nun als Gespann in der großen Welt angekommen
sieht, befindet sich auf dem Holzweg. Die Beobachtungen
werden fast gänzlich eingestellt. Nur wenige Gespanne
kommen in den Genuss weiter gefördert zu werden. Irgendwann
stellt man auch hier wieder fest, dass die Leere nicht nur
als Einzelschiedsrichter im Bezirk existiert.
Dabei ist gerade das Beobachtungswesen das wichtigste und
effektivste Instrument einer guten Schiedsrichterausbildung.
Was nutzen die besten Lehrabende, wenn das gelernte an Hand
von Beispielen nicht in der Praxis umgesetzt werden kann.
Oftmals bedarf es nach einem Spiel nur einer kleinen kritischen
Anmerkung einer neutralen Person, um die Außenwirkung
und die Qualität unserer Schiedsrichter zu verbessern.
Kritisch nachgefragt erhält man jedoch immer wieder
neue fadenscheinige Ausreden seitens des Verbands oder des
Bezirks. Die aktuellste scheint mir hier leider die plausibelste
zu sein. Darin heißt es, der Bezirk verfüge über
die notwendigen Geldmittel und könne sich die große
Anzahl an Beobachtungen leisten. Diese kann der HHV nicht
erbringen. Ein weiteres gern verwendetes Argument ist die
Anzahl der Beobachter. Diese seien völlig ausgelastet
und können keine weiteren Beobachtungen mehr durchführen.
Nun, wenn man das Beobachtungswesen nicht fördert und
endlich einmal beginnt zusammen zu arbeiten wird dies nie
zu bewerkstelligen sein.
Zurück zum Anfang: Die Schiedsrichterkollegen, die
sich bereit erklären die Neulinge zu begleiten, wären
unter Umständen bereit auch für das Beobachtungswesen
tätig zu sein. Schafft man hierbei nun klare Strukturen,
so ist eine Akquisition an dieser Stelle aus meiner Sicht
kein Problem. Setzen sich dann auch noch die Verbandspitzen
mal vernünftig zusammen und versuchen nicht ihre Posten
zu verwalten sondern auch einmal brisante Themen zu bearbeiten,
so wäre dies der erste Schritt gute Gespanne aus dem
hessischen Raum wieder weit oben zu platzieren. Es kann
doch nicht im Interesse des Bezirkes sein, in seine Gespanne
Zeit und Geld zu investieren, um sie dann in einem der HHV
- Kader versauern zu lassen. Hier muss sowohl menschlich
als auch geldlich zusammen gearbeitet werden. Eventuell
kann man hier auch über einen Finanzausgleich einzelne
Bezirke unterstützen. Wichtig ist doch das gemeinsame
Ziel gute Gespanne aus Hessen endlich mal wieder in der
Bundesliga zu sehen.
Also, Beobachtungen im Bezirk zum Teil etwas reduzieren
und frei gewordene Kapazität nach oben weiter geben.
Neun Beobachtungen in drei Jahren in unterschiedlichen Klassen,
bringen mehr als neun Beobachtung während einer Saison
in ein und derselben Klasse. Gelder bereitstellen, um neue
Beobachter entsprechend zu schulen und zu entlohnen. An
dieser Stelle seien die enormen Einnahmen des Bezirkes wegen
Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls erwähnt.
Sicherstellen, dass alle Gespanne mindestens zwei Beobachtungen
pro Saison erhalten und diese dann auch mit einer stärkeren
Gewichtung als die Vereinsbeobachtungen (Thema für
einen weiteren Bericht) in die Beurteilung der Schiedsrichterleistung
einfließt. Gerade junge Schiedsrichter brauchen diese
klare Struktur, um sich gut betreut und sich ernst genommen
zu fühlen.
Aber wie bereits erwähnt, was äußere ich
mich überhaupt ...
Sportliche Grüße
Thorsten Steeger
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