01.06.05
Robert Hoyzer….nur ein Fußballschiri?
- Gedanken von Thorsten Steeger
Die Diskussionen und Berichterstattungen über den
Fall Hoyzer sind in den vergangenen Wochen merklich zurückgegangen.
Und überhaupt, was interessiert uns Handballschiedsrichter
diese Thematik? Doch rein gar nichts! Ist doch nur Fußball!
Weit gefehlt!!
In den ganzen Diskussionen ist die Sportart nach und nach
in den Hintergrund gerückt. Es geht nicht mehr nur
um den Fußball, vielmehr um die Institution „Schiedsrichter“.
Ein Subjekt welches bisher für den reibungslosen Ablauf
von Wettkämpfen notwendig war. Etwas, was bisher mehr
oder minder im Hintergrund stand. So sollte es ja auch sein.
Ein Schiedsrichter, der nicht auffällt, ist ein guter
Schiedsrichter. Dank Hoyzer wurde aber genau diese Unauffälligkeit
ad absurdum geführt. Jede Entscheidung wurde nun durch
die „Wettbrille“ gesehen. War eine Entscheidung
dann auch noch unbeliebt, aber durchaus korrekt, so war
es vorbei mit der Unauffälligkeit.
Erschreckend hierbei war, dass im Profibereich des Sports
selbst Angehörige und Freunde des Schiedsrichters „behelligt“
wurden. Im Falle des Schiedsrichters Jansen ging es sogar
soweit, dass seine Kinder angespuckt, geschlagen und verbal
angegriffen wurden.
Ich selbst wollte das alles zunächst nicht wahr haben.
Doch gerade in der abgelaufenen Saison war eine verstärkte
Aggressivität sowohl auf den Rängen als auch bei
Spielern und Offiziellen selbst zu erkennen. Strafen wegen
„Meckerns“ häuften sich. Auch das obligatorische
Bier nach dem Spiel fiel immer häufiger auf Grund der
aufgeheizten Stimmung aus. Und gerade hierbei konnte sonst
das Miteinander zwischen Zuschauer, Spieler und Schiedsrichter
bestens gepflegt werden.
Der deutsche Fußballbund hatte spät, aber dennoch
richtig gehandelt. Mit Hilfe der Medien wurden Schiedsrichterportraits
erstellt und veröffentlicht, die die Arbeit hinter
den Kulissen zeigten. Es wurde klar aufgezeigt, welche Grundlagen
ein Schiedsrichter mitbringen muss, um Entscheidungen richtig
treffen zu können und welche Faktoren bei so genannten
Fehlentscheidungen eine Rolle spielen.
Um nun wieder in ruhiges Fahrwasser zu gelangen sind wir
alle gefragt. Schiedsrichter, Spieler, Trainer und das gesamte
Umfeld, sprich die Vereine. Wir Schiedsrichter müssen
uns noch intensiver mit den Auswirkungen von Entscheidungen
und unser dazugehöriges Auftreten beschäftigen.
In Zusammenarbeit mit den Vereinen müssen Spieler und
Trainer über die Arbeit der Schiedsrichter informiert
werden, Regeländerungen und Auslegungen bereits im
Vorfeld einer Saison besprochen werden. Auch der Umgang
mit den Zuschauern kann nur in Zusammenarbeit mit den Vereinen
erfolgen. Beim TV Asslar werden beispielsweise in der kommenden
Saison Flyer mit den neuen Regeln an die Zuschauer verteilt.
Diese können sich kurz mit den neuen Gegebenheiten
vertraut machen. Ein weiteres Muss ist die Kollegialität
untereinander. Schiedsrichter, die ein Spiel als Zuschauer
verfolgen, können durch ihre Regelkenntnis das „nähere
Umfeld“ positiv beeinflussen.
Prinzipiell kann man dem Leitspruch folgen „Zeit heilt
alle Wunden“, besser scheint jedoch bereits im Vorfeld
Wunden zu vermeiden.
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