Lars Geipel und Marcus
Helbig pfeifen mittlerweile schon 8 Jahre für den
DHB. Gefunden haben sich die Zwei vor 13 Jahren. Nach
einem Derby in der Verbandsliga wurden die beiden von
Ihrem damaligen Kreis-Schiedsrichterchef gefragt, ob
sie nicht mal zusammen pfeifen wollten. Was letztendlich
daraus geworden ist, ist uns allen bestens bekannt.
Aber warum in alles in der Welt wird man als junger
Mensch Schiedsrichter? „Ich habe mich immer über
die – meiner Meinung nach – schlechten Schiedsrichterleistungen
in der Jugend geärgert. Ich wollte es besser machen,
als die anderen“. Trost für alle Schiedsrichter:
„...Aber ich habe schnell gemerkt, dass das gar
nicht so einfach ist."
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" Psychologie ist ein
wichtiger Faktor beim Pfeifen" |
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Natürlich wurde auch das gerade gepfiffene Spiel
„analysiert“. Auffallend war der freundschaftliche
Umgang zwischen Schiedsrichtern und Spielern/Trainern.
Auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung war, so
wurde die Situation mit einem kurzen Gespräch wieder
entschärft. „Psychologie ist ein wichtiger
Faktor beim Pfeifen“, so Lars Geipel.
Es gibt keine Patentrezepte für bestimmte Situationen.
Das oft genannte Fingerspitzengefühl ist notwendig.
„Ein Bundesliga-Spiel ist nicht so einfach zu
pfeifen wie es vielleicht manchmal aussieht“,
warnt Lars Geipel. „Das allerwichtigste ist, dass
man von den Spielern und Trainern akzeptiert wird.“
Und sein Partner Marcus Helbig fügt hinzu, dass
„die Akzeptanz hart erkämpft werden muss.
Das funktioniert nicht von jetzt auf gleich.“
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" Es ist nie schön,
Fehler zu machen" |
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Interessant ist auch, dass nach dem Spiel noch mal
diverse Szenen durchgesprochen werden, um Fehler zu
analysieren und abzustellen „...es gibt jede Saison
immer wieder „schlechte“ und „sehr
schlechte“ Spiele, wenn eine oder vielleicht sogar
beide Mannschaften unzufrieden sind. Es ist nie schön,
Fehler zu machen – und schon gar nicht gehäuft
oder vielleicht entscheidende. Das ärgert einen
sehr“. Aber alleine die Erfahrung zu machen und
mit den Reaktionen der Mitmenschen konfrontiert zu werden,
macht das Pfeifen zu einem tollen Erlebnis.
"Außerdem gibt es ja auch jede Menge tolle
Spiele, die man nie vergessen wird", so Lars und
Marcus. "Das erste Spiel in der
1. Bundesliga, das Final-Four in Hamburg, die internationalen
Einsätze oder solche Derbys wie die zwischen Kiel
und Flensburg. Aber egal was man pfeift, ob Damen oder
Männer, Jugend oder Senioren - am schönsten
ist es immer, wenn beide Teams zufrieden sind und man
selbst das Gefühl hat, heute war es o.k."
Was möchtet ihr jungen Schiedsrichtern mit auf
den Weg geben? "Es gibt sehr, sehr viele Dinge,
die ein guter Schiedsrichter haben sollte.
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Dazu zählt Persönlichkeit,
Selbstbewußtsein, Regelkenntnis, Mut, Einfühlungsvermögen.
Aber das vielleicht wichtigste neben der Fähigkeit,
in jeder Situation ruhig zu bleiben, ist die eigene
Kritikfähigkeit. Man muss aus jedem Spiel, aus
jedem Fehler, aus jedem Gespräch mit Beobachtern,
Spielern oder Trainern lernen. Selbst wenn die Kritik
manchmal heftig und unsachlich erscheint, stellt sich
immer die Frage: Steckt da nicht vielleicht doch ein
Körnchen Wahrheit drin?“
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" Viel interessanter
ist, wie viel Zeit und Urlaub für die Pfeiferei
draufgeht." |
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Das Leben eines Bundesliga-Schiedsrichters ist auch
nicht immer so locker, wie es vielleicht scheint. Ca.
40 Spiele haben Lars und Marcus in der vergangenen Saison
gepfiffen.
Auf die Frage nach zurückgelegten Kilometern sagte
uns Lars: “Das ist schwer zu sagen, da wir auch
viel mit der Bahn oder dem Flugzeug unterwegs sind.
Wenn Du diese Verkehrsmittel mitrechnest, kommst Du
locker einmal um den Globus. Im Auto sind es aber jedes
Jahr mindestens 25.000 Kilometer. Viel interessanter
ist, wie viel Zeit und Urlaub für die „Pfeiferei“
draufgeht. Du bist so gut wie jedes Wochenende weg.
Und allein in der abgelaufenen Saison habe ich für
Bundesliga-Wochentags- und Europacupspiele sowie internationale
Meisterschaften 26 Tage Urlaub nehmen müssen. Da
bleibt privat so gut wie nichts mehr übrig.“
Zu den Wochenendeinsätzen kommen noch die Spiele
dienstags und mittwochs hinzu. „Mittwoch Abend
in Schweden gepfiffen und am Donnerstag Morgen um 9:00
Uhr wieder im Büro“, erzählt Marcus.
„Das kann schon mal stressig werden und man braucht
einen Chef und Kollegen, die hinter einem stehen".
Auch kann es passieren, dass man das Rasen mähen
unterbrechen muss, wenn ein anderes Gespann im Stau
steht und ausfällt.
Zeit für das ein oder andere Hobby bleibt dennoch.
Lars: "Ich lege sehr viel Wert auf meine Freunde
(Partys, Bars, Kino, Theater, Oper) und meine Familie.
Aber natürlich will ich auch fit bleiben und jogge
dafür regelmäßig.“
Doch damit nicht genug. Lars hat noch die Funktion des
Schiedsrichter-Sprechers inne. Marcus war früher
noch im Schiedsrichterausschuss des Handball-Verbandes
Sachsen-Anhalt und Lars Schiedsrichteransetzer für
die Verbands- und Oberliga. Aber das mussten wir mit
unserer Nominierung für die EHF und IHF einfach
aufgeben, weil sich das zeitlich absolut nicht mehr
vereinbaren ließ.
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"Die Seite ist wirklich
super gemacht und vor allem inhaltlich top." |
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Natürlich haben wir die beiden auch auf handballschiri.com
angesprochen und erhielten ein Feedback, dass wir erfreulicherweise
auch von Euch allen schon gesagt oder geschrieben bekommen
haben. „Die Seite ist wirklich super gemacht und
vor allem inhaltlich Top. Ob Regelwerk, Forum, Chat,
Spiele-Manager, Fotogalerien und, und, und … Wo
bekommt man so viel Wissenswertes rund um das Schiedsrichterwesen
auf einer Seite geboten? Das ist schon große Klasse.
Weiter so!!!“
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen
euch viel Erfolg in der neuen Saison 2006/2007 und viele
weitere schöne Erfahrungen in unserem Sport.
Lars Kimpel und Thorsten Steeger
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